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Step to the Line in der VR-Filmkritik: Eine zweite Chance
Manche Fehler, die Menschen machen, müssen hart bestraft werden. Allerdings sollte man diesen Menschen auch helfen, zurück ins Leben zu finden, wie diese Virtual Reality-Doku eindrücklich zeigt.
- von Benjamin Danneberg am 18.06.2019, 10:08 Uhr
Straftäter, die im Knast einsitzen, sind alle zutiefst böse. Diesen Eindruck erweckt die mediale Auseinandersetzung mit Insassen von Strafanstalten häufig. Vielfach gelten diese Menschen als unverbesserlich, notorisch gewalttätig, asozial.
Doch neben den Personen, die zweifellos mit diesen Attributen belegt werden müssen, finden sich in Gefängnissen auch viele Menschen, die aus Perspektivlosigkeit oder aufgrund der Umstände, in denen sie gesteckt haben, schwere Fehler begangen haben, die dann zu ihrer Inhaftierung führten.
Bildung für ein Leben danach
Step to the Line ist eine Kurzdokumentation in Virtual Reality, die im Rahmen des VR for Good-Programms von Oculus eindrucksvoll die Frage nach Rehabilitation stellt. In einem Hochsicherheitsgefängnis in Kalifornien gedreht, zeigt der 360 Grad-Film des brasilianischen Filmemachers Ricardo Laganaro die Arbeit der Non-Profit-Organisation Defy Ventures.
Diese versucht, Strafgefangene schon im Gefängnis so auf das Leben danach vorzubereiten, dass sie nicht mehr rückfällig werden. Dazu gehört unter anderem das Nachholen eines Bildungsabschlusses.
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Im Film wird deutlich sichtbar, wie auch heute noch die Rassenfrage die soziale Kluft in den USA beherrscht. Wenn sich Besucher und Insassen an einer Linie gegenüberstehen und Fragen mit einem Schritt zur Linie (oder zurück) beantworten, wird deutlich, wer in den USA Chancen hat und wer um sein Leben kämpfen muss.
Trotzdem geben die Häftlinge im Film keiner übergeordneten Instanz die Schuld: „Ich glaube an Verantwortung. Ich glaube, dass jeder für seine Sünden einstehen muss. Ich glaube aber auch daran, eine Chance zu ergreifen, wenn sie sich bietet“.
Eindringliche Virtual Reality-Dokumentation
Die Schulbildung im Gefängnis ist eine solche Chance. Während laut Defy Ventures zwei von drei aus der Haft entlassenen Menschen ohne Rehabilitationsprogramm innerhalb von drei Jahren wieder einfahren, gibt die Organisation die Rückfallquote der Personen, die sie betreut, mit nur 3,2 Prozent an.
Der Dokumentarfilm ist sehr eindringlich und gefühlvoll erzählt, geschnitten und gedreht. Die Enge des Eingesperrtseins wird sehr gut transportiert, aber auch die zerbrechliche Hoffnungderjenigen, die im Gefängnis ihren Schulabschluss gemacht haben.
Sie wollen ein anderes Leben, wenn sie raus sind und das merkt der Zuschauer deutlich. Sie haben gelernt, teilweise auf brutale Weise. Wenn ein Häftling mit ruhiger, gefasster Stimme einer Besucherin an der Linie erzählt, wie sein Kind starb, während er in Haft saß und was er daraus gelernt hat, dann fließen nicht nur bei der Besucherin ungehemmt die Tränen.
Unsere Wertung
Mein Fazit:
Virtual Reality bringt uns Menschen und Situationen viel näher als es traditionelles Filme tun können. Nicht umsonst wird VR gern als empathiefördernd beschrieben und diese Dokumentation beweist das. Wer Step to the Line erlebt hat, dessen Blick auf Häftlinge könnte zukünftig etwas differenzierter ausfallen.
Die Virtual Reality-Dokumentation Step to the Line könnt erhaltet ihr für Oculus Rift / Rift S, HTC Vive / Vive Pro, Windows Mixed Reality, Valve Index und mobile VR-Brillen wie Oculus Quest, Samsung Gear VR und Oculus Go kostenlos über:
- Die VR-App Within per Steam, Viveport und den Oculus Store (Rift, Go, Gear VR)
- Die Oculus Video-App im Oculus Store (Rift, Go, Quest, Gear VR)
Getestet mit: HTC Vive
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