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Uncharted 4: Wer war Henry Avery?
In Uncharted 4: A Thief’s End wandeln wir auf den Spuren Henry Averys. Wir klären die Faktenlage zum Freibeuter und zum Piratenutopia Libertalia.
- von Patricia Geiger am 27.02.2018, 7:06 Uhr
In unserer Infografik zu Uncharted 1 bis 3 haben wir bereits geklärt, was es in der Realität mit den historischen Persönlichkeiten und den Schätzen der Spiele auf sich hat. Nun wollen wir dem Piratenkapitän Henry Avery sowie der Piratenstadt Libertalia aus Uncharted 4: A Thief’s End auf den Zahn fühlen.
Henry Avery (1659 – unbekannt)
Der Piratenkapitän wurde als Henry Every 1659 in Newton Ferrers in der Nähe des englischen Plymouth geboren. Für seinen Namen finden sich jedoch auch die Schreibweisen Evory sowie die in Uncharted genutzte Version Avery. Während seiner Zeit als Freibeuter nutzte er auch diverse Aliase, unter anderem Benjamin Bridgeman, das dem Spieler ebenfalls im Action-Adventure begegnet. Passend dazu war er bei seiner Crew als Long Ben bekannt.
Über Everys frühes Leben ist nicht viel bekannt. Von 1689 bis 1690 gehörte er jedoch der Royal Navy an und war wohl auch an mehreren Seeschlachten des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688 – 1697) beteiligt. Nach seiner Entlassung aus der Marine war Every bis 1693 als Sklavenhändler an der afrikanischen Westküste (dem heutigen Togo, Benin und Nigeria) unterwegs.
Ab 1694 war Every der erste Maat auf dem spanischen Kriegsschiff Carlos II., das mit einem Kaperbrief vom spanischen König Carlos II. in der Karibik französische Schmuggler angreifen sollte. Da die Bezahlung mehrere Monate ausblieb, zettelte Avery eine Meuterei an. Er wurde zum Kapitän ernannt und das Schiff in Fancy umgetauft. Mit der Fancy enterte Every in Folge drei englische Schiffe sowie ein französisches Piratenschiff.
Bildergalerie
Mitte 1695 schloss sich Everys Fancy mit anderen Piratenschiffen zu einer Flotille zusammen, um die Pilgerflotte zu überfallen, die jedes Jahr vom Mogulreich nach Mekka und wieder zurück segelte. Daran beteiligt war auch Thomas Tew, der ebenfalls eine Rolle in Uncharted 4 spielt. Die Pilger passierten die Flotille allerdings unbemerkt, woraufhin eine wochenlange Verfolgungsjagd begann. An deren Ende konnten nur noch die beiden Schiffe von Every folgen. Sie schafften es, die beiden mit Schätzen beladenen Pilgerschiffe Fateh Muhammed und Ganj-i Sawai zu entern.
Anschließend versuchte Every, für sich und seine Crew ein Königliches Pardon vom Gouverneur William Beeston auf Jamaika zu erhalten, scheiterte allerdings. Die Fancy segelte anschließend auf die Bahamas zurück, wo sich die Besatzung trennte. Inzwischen war vom Großmogul ein Kopfgeld von 500 Pfund auf jedes Mitglied der Crew ausgesetzt worden.
Every änderte seinen Namen zu Benjamin Bridgeman. In einigen Schaluppen segelte er mit der verbliebenen Mannschaft zu den britischen Inseln. 24 von ihnen wurden in Oktober 1696 festgenommen und sechs von ihnen gehängt. Every selbst verschwand nach seiner Ankunft in Irland, wobei es Berichte gibt, dass er später in Irland, Wales oder auch Schottland gesehen wurde.
Libertalia
Die Kolonie taucht auch unter dem Namen Libertatia auf, wobei umstritten ist, ob es das vermeintliche Piratenutopia wirklich gab. Angeblich wurde Libertalia Ende des 17. Jahrhunderts in Madagaskar von Piraten gegründet, angeführt von den Kapitänen James Mission und Thomas Tew sowie dem italienischen Dominikanerpriester Caraccioli. Doch nicht nur die Existenz von Libertalia ist umstritten, sondern auch die des potentiellen Gründers James Misson. Henry Every taucht übrigens nicht im Zusammenhang mit der Kolonie auf.
Die umfangreichste Beschreibung stammt aus dem 1724 erschienenen Buch A General History of the Robberies and Murders of the most notorious Pyrates von Captain Charles Johnson. Der Autorenname gilt jedoch als Pseudonym und einer der möglichen Autoren ist Daniel Defoe, der Verfasser von Robinson Crusoe. Der Beschreibung zufolge bestand Libertalia für rund 25 Jahre. Die genaue Lage ist unbekannt, es wird jedoch angenommen, dass sich die Kolonie von der Buchte Baie d’Antongil bis zur Stadt Mananjary erstreckte und auch die Insel Sainte Marie einschloss.
Die Bewohner von Libertalia waren ursprünglich Engländer, Franzosen, Niederländer und Afrikaner, legten jedoch ihre Nationalitäten ab und nannten sich Liberi. Sie erfanden außerdem eine eigene Sprache, die eine Mischung war aus afrikanischen Sprachen, Französisch, Englisch, Niederländisch, Portugiesisch sowie Madagassisch.
von Patricia Geiger