Guardians of the Galaxy Vol. 2 – Gebt dem Zweig doch keine Bombe!

Guardians of the Galaxy Vol. 2 setzt die Geschichte von Star Lord und den Guardians fort. Und das nicht nur mit jeder Menge Action, sondern auch unheimlich viel Herz.

  • von Ann-Kathrin Kuhls am 27.02.2018, 7:03 Uhr

Zitate, wie sie nur beim Planen von Guardians of the Galaxy entstehen können: »…und dann erklärt der Waschbär dem tanzenden Zweig, welchen Knopf er drücken muss, damit nicht alle in einer atomaren Explosion verpuffen.« Klingt ohne Kontext seltsam, war aber einer der bejubeltesten Kinotrailer des letzten Jahres. Und der Film dazu macht in der Preview genau so weiter, wie ich mir das nach den Trailern vorgestellt hatte: Guardians of the Galaxy Vol. 2 ist knallbunt, laut, und bisweilen absurd.

Das meine ich aber wirklich durch und durch positiv. Die Geschichte von Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), der Attentäterin Gamora (Zoe Saldana), dem wuchtigen Drax (Dave Bautista), dem genetisch veränderten Waschbären Rocket (Bradley Cooper) und dem Baumwesen Groot (Vin Diesel) wird mit so viel Herz, Humor und Charme erzählt, dass wirklich für jeden was dabei ist.

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Stars im All

Das fängt schon bei den Gastauftritten an: Neben dem obligatorischen Cameo von Marvel-Ikone Stan Lee geben sich außerdem Stars wie Silvester Stallone und Kurt Russel die Klinke in die Hand. Aber nicht nur »echte« Stars sind zu sehen. Auch bekannte Gesichter aus dem Marvel-Universum schauen in kurzen Momenten vorbei. Die sorgen, ohne zu viel verraten zu wollen, vor allem bei Comiclesern und Kennern des Marvel-Universums für den ein oder anderen Freudenschrei.

Auch die Gags holen jeden ab: Von feinsinnig bis Holzhammer wird hier jeder Sinn für Humor angesprochen. Dabei sitzen die Gags beinahe immer. Klar, nicht jeder trifft ins Ziel und ein paar schießen auch darüber hinaus, aber ein Fremdschäm-Moment, in dem mir ein Gag beinahe körperliches Unbehagen bereitet, kam nie auf.

Viele der Witze ergeben sich natürlich aus der Zusammenstellung der Figuren. Aber mancher Scherz kommt auch so unerwartet und klug daher, dass ich nicht anders kann als laut loszulachen (und damit zu einer Person werde, die vielen anderen Kinobesuchern ein Dorn im Auge ist. Aber wenigstens werfe ich nicht mit Popcorn).

Popcorn mit doppeltem Boden

Genau so verhält es sich bei der Geschichte: Die eigentliche Story ist klassisches Comic-Popcorn-Kino. Nachdem die Guardians im ersten Teil einen Planeten vor der Zerstörung bewahrt haben, ziehen sie jetzt als Söldner durch die Galaxie um Menschen zu retten, Städte zu beschützen und interplanetare Zwischenfälle zu verhindern. Natürlich nur gegen ein gewisses Entgelt.

Auf einem dieser Aufträge geraten sie wegen eines kleinen Fehltritts in die missliche Lage, von einer ganzen Armada an Schiffen gejagt zu werden und hätten wohl auch das Zeitliche gesegnet, wäre ihnen nicht in letzter Sekunde ein geheimnisvoller Retter zu Hilfe gekommen. Peters Vater, wie sich herausstellt. Und obwohl Star-Lord nach Jahren endlich Star-Lord Senior gefunden hat, verläuft das Familientreffen nicht ohne Zwischenfälle. 

Wer ist der Typ und muss ich ihn gern haben?

Aber zwischen explodierenden Schiffen, epischen Schlachten und haufenweise Galgenhumor nimmt sich der Film für jeden der Guardians Zeit. Das führt dazu, dass, obwohl die Hauptstory meiner Meinung nach vorhersehbar ist, die Nebengeschichten dem Film eine Handlungsebene hinzufügen, die in vielen anderen fehlt.

In anderen Ensemble-Filmen (also Filmen, in denen es um eine Gruppe Helden anstatt einem einzelnen Helden geht) werden mir die Charaktere vorgesetzt und ihre Geschichten hintereinander abgefrühstückt. Und dann soll ich mich um jeden einzelnen kümmern und sorgen, obwohl ich die Hälfte davon nicht einmal mag. Weil sie entweder unsympathisch sind oder ihre Geschichte so halbherzig erzählt wird, dass sie mich einfach nicht kümmern. Mir ging es zum Beispiel in Rogue One so. Natürlich will ich nicht, dass der Gruppe was passiert. Aber auf der anderen Seite hat der Film sich auch einfach nicht genug Zeit genommen, mir die Besatzung ans Herz zu legen. 

Bei den Guardians of the Galaxy ist das anders. Hier bekommt jeder Charakter genau die Aufmerksamkeit, die er braucht, und zwar auch auf die Art, die zu ihm passt: Drax direkt und unverblümt, Gamora explosiv und mit einer kräftigen Schlägerei, und Rocket mit einem beeindruckenden Repertoire an Flüchen. Das führt dazu, dass mir jede der Figuren ans Herz wächst. Und das so sehr, dass mir ein einzelnes Tränchen von Baby-Groot mehr am Herz reißt als so mancher Leinwandtod in Rogue One. 

Ich weine nicht, das ist Heuschnupfen

Denn ja, Tränen gibt es auch. Obwohl Guardians of the Galaxy Vol. Two auf den ersten Blick wie ein reines Gag-Feuerwerk mit jeder Menge Action daherkommt, hat der Film sehr viele starke emotionale Momente. Das schafft Guardians mit drei Tricks:

Zum einen sorgt der locker-flockige Unterton des Films dafür, dass die ernsten Szenen mitten ins Herz treffen.Viele Superheldenfilme der letzten Jahre sind so düster, dass ich schon von Anfang an mit Tod und Verzweiflung rechne. In der Dark-Knight-Reihe überrascht es mich nicht, wenn jemandem etwas Schreckliches passiert. Da bin ich eher verwundert, wenn es eine Figur durch den Film schafft, ohne dass nicht mindestens ihre Katze stirbt. Bei den Guardians ist das anders: Gerade, weil die sich immer eine Prise Galgenhumor bewahren, weiß ich, dass es richtig ernst ist, wenn keiner mehr lacht.

Zum zweiten sorgen allein die Gesichtsausdrücke schon für Gefühlschaos. Sogar die animierten Figuren so ausdrucksstark, dass ich jede Emotion mitfühle. Ich wusste ganz ehrlich nicht, dass in einem flauschigen Waschbären so viel Mimik steckt. Weil die Szenen auch nie überladen oder kitschig daherkommen, wirken die Gefühle doppelt so gut.

Der stirbt doch nicht! Oder? Oder?!?

Und zum Schluss kommt hier natürlich noch dazu, dass wir die Guardians richtig ins Herz geschlossen haben – uns aber keinesfalls sicher sind, dass sie den Film auch überleben werden. Klar, andere Helden geraten auch in Gefahr. Aber bei den großen Helden wie Thor oder Spider-Man weiß ich, dass die Hauptfigur nicht sterben kann. Es gibt keinen Deadpool ohne Deadpool.

Bei den Guardians bin ich mir da nicht so sicher. Schließlich ist Groot im letzten Film auch zum größten Teil gestorben. Und weil keiner der anderen eine Pflanze mit Regenerationsfähigkeiten ist, bin ich im Finale dementsprechend nervös.

Guardians of the Galaxy Vol. 2 sorgt also nicht nur für gutes Popcorn-Kino mit jeder Menge Action, gut platzierten Gags und einem großartigen Universum. Ich bekomme auch Figuren vorgesetzt, die ich ins Herz schließe, um die ich mich sorge und mit denen ich mitfühle. In meinen Augen ist Guardians of the Galaxy alles, was eine gute Comic-Verfilmung ausmacht. 

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Ann-Kathrin Kuhls
Ann-Kathrin Kuhls

Erstes Spiel: Jazz Jackrabbit Lieblingsgenres: Action-Adventure, (Japan-)Rollenspiele, Strategie Lieblingsspiele/-serien: Final Fantasy, The Last of Us, Alice: Madness Returns, XCOM: Enemy Unknown