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Google Stadia – Eine verpasste Chance
In dieser Woche wurde Google Stadia veröffentlicht, was eine neue Ära des Gamings einläuten sollte. Mit dem Launch kommt jedoch die Ernüchterung.
- von eSport Studio am 22.11.2019, 13:27 Uhr
Wo früher lange Downloadzeiten standen, rufen wir heute Musik und Filme auf Spotify, Netflix und Amazon Prime nahezu ohne Verzögerung ab. Internetgigant Google griff diese Idee auf und wollte das Game-Streaming revolutionieren. Mit dem Release in dieser Woche wird aber klar, dass noch viel Verbesserungsbedarf besteht.
Was ist Google Stadia?
“Die Zukunft des Gamings ist keine Box. Es ist ein Ort.” So bewirbt Google das neue Stadia-Projekt.
Stellt euch vor, ihr schaut ein YouTube-Video über Shadow of the Tomb Raider. Anstatt das Spiel zu kaufen, herunterzuladen und zu installieren, ist es mit Google Stadia auf Knopfdruck möglich, direkt ins Abenteuer zu springen. Der Dienst verbindet euch mit dem Google-Rechenzentrum, dessen gewaltige Kapazitäten selbst die neuesten Games in Topqualität darstellt. Das Ergebnis wird dann fast in Echtzeit auf eure Geräte gestreamt.
Und damit nicht genug: Google Stadia soll es ermöglichen, eure Spiele überall und jederzeit zu zocken: Ob unterwegs auf dem Smartphone, dem altem Laptop oder einem Großbildfernseher. Wie leistungsstark die Geräte sind, spielt dabei keine Rolle. Die einzige Voraussetzung ist eine stabile und schnelle Internetleitung.
Wichtige Features fehlen zur Veröffentlichung
In den letzten Wochen musste das Google Stadia-Projekt viel negatives Feedback einstecken. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass wichtige Funktionen nicht zum Launch vorhanden sind, sondern erst im Nachhinein über Updates nachgeliefert werden.
Wer Google Stadia bestellt, erhält zwar eine funktionsfähige Chromecast Ultra-Einheit, doch ältere Versionen werden zum Release nicht unterstützt.
Das “Buddy-Pass-System”, das Stadia-Spielern erlaubt, Freunden eine dreimonatige Testphase zu gewähren, ist ebenfalls noch nicht verfügbar, sondern wird nachgepatcht.
Die Einrichtung von Google Stadia ist bisher nur über ein Smartphone möglich. PCs und Chromecasts unterstützen diese Funktion noch nicht. Auch der Kauf von Spielen muss über ein Handy getätigt werden. Ob und wann das auf den anderen Geräten klappen soll, ist nicht bekannt.
Selbst das Errungenschafts-System funktioniert nicht richtig. Es registriert zwar, wenn ihr Meilensteine in Spielen erreicht, ist zurzeit aber nicht in der Lage, die Freischaltung anzuzeigen.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind keine Spiele im Shop verfügbar, die Google Stadias Multiplayerfunktion “Stream Connect” unterstützen.
Weitere fehlende Funktionen sind beispielsweise Sicherheitsfunktionen für Eltern und das Sharing von Spielen über eine Familienbibliothek.
Streaming – Die Zukunft des Gamings?
Momentan sind die technischen Voraussetzungen noch nicht gegeben, um überall fehlerfreies Spielestreaming zu gewährleisten. Ganz besonders in Deutschland lässt die Internetversorgung in ländlichen Gebieten zu wünschen übrig. Vielerorts ist es nicht möglich, eine Internetverbindung mit ausreichender Leistung bereitzustellen.
Trotzdem lässt sich sagen: Game-Streaming ist ein sehr interessantes und vielversprechendes Konzept, das für die Gamesbranche schon jetzt eine wichtige Rolle spielt. In einigen Jahren könnte sich das Streaming von Spielen mit dem nötigen Ausbau der Internet-Infrastruktur zur Zukunft des Gamings entwickeln.
Interessant sind auch die Chancen, die das Konzept des Game-Streamings für Multiplayerspiele und den eSport bietet. Ohne Downloadzeiten und Updates direkt in ein Spiel zu starten ermöglicht es, überall und jederzeit gemeinsam mit euren Freunden ein paar Runden zocken zu können. Ein riesiger Vorteil: Nervige hardwarebedingte Spieleabstürze werden mit dem Game-Streaming auf ein Minimum reduziert.
Das Streamen von eSport-Turnieren über große Rechenzentren würde die Gefahr von Serverproblemen, Gamecrashes und Disconnects minimieren. Cheating und Hacking ist fast unmöglich, da die Spieldateien nicht mehr manipuliert werden können.
Ein Problem stellt momentan noch die Zuverlässigkeit der Internetverbindung dar, da die Netzabdeckung in Deutschland stark zu wünschen übrig lässt. Mit dem Ausbau der Telekommunikation und dem neuen 5G-Standard, der höhere Datenübertragungsraten erlaubt, könnte sich das jedoch schon bald verbessern.
Fazit: Zu wenig, zu früh
Weniger rosig ist die Prognose für Googles Streaming-Konsole. Mit Google Stadia startet der Internetriese seinen Versuch, ins Gaming der Zukunft zu investieren, doch leider erfolgt dieser Schritt übereilt und viel zu früh. Tonnenweise fehlender Funktionen, ein eher mageres Spielelineup und vage Entwickler-Roadmaps für zukünftige Updates lassen das Projekt halb fertig und wie ein schlechtes Early-Access-Produkt wirken. Der Kauf von Stadia ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfehlenswert.
Noch mehr zum Thema findet ihr in unserem Informations-Guide.
von Constantin Krüger
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